Leben Pedanios Dioskurides
Gebohren in Anazarbos in der römischen Provinz Kilikien, heute Anavarza in der Türkei. Gestorben c. 90 n. Chr.
Er studierte Medizin in der Schule von Tarsus, welche bekannt für ihren pharmakologischen Schwerpunkt war und auch die Widmung in seinen Büchern an einen Arzt Laecanius Arius, der dort arbeitete, belegt diese Aussage. Nach eigener Aussage im Vorwort seiner Werke hatte er wie ein Soldat gelebt, bzw. war sogar in der römischen Armee als Arzt tätig. Da sich seine Pflanzenbeschreibungen aber auf das östliche Mittelmeer beschränken, wird angenommen, dass er wohl nie Feldzüge in weiter entfernte Provinzen unternommen hatte. Der Name Pedanous könnte auf einen Gönner hindeuten, der ihm die römische Staatsbürgerschaft ermöglichte. Manche Quellen vermuten sogar, dass er Arzt des berühmten Kaisers Nero war.
De Materia Medica
Zwischen 50 und 70 n. Chr. verfasste Dioskurides ein fünfbändiges Buch in seiner griechischen Muttersprache „peri üles jatrikes“ (über die medizinischen Materialien) besser bekannt unter dem lateinischen Titel „De Materia Medica“ (Über medizinisches Material). Dieses Buch war ein Vorbild vieler weiterer Arzneibücher und gilt als erste Pharmakopöe.
Die „Materia Medica“, die ca. 1000 Arzneimittel umfasst (813 pflanzlichen, 101 tierischen, 102 mineralischen Ursprungs) und 4.740 medizinische Anwendungen bietet, gliedert sich in fünf Hauptteile:
- Aromata, Öle, Salben, Pflanzensäfte, Gummis, Harze und Früchte von Bäumen und Sträuchern
- Tiere, Teile von Tieren, tierische Produkte, Honig, Milch, Fett, Getreide, Gemüse sowie „mit einer Schärfe begabte“ Kräuter
- Wurzeln, Säfte, Kräuter und Samen, „die sowohl dem gewöhnlichen als auch dem arzneilichen Gebrauch dienen“
- vorher nicht genannte Wurzeln und Kräuter, Schwämme und Pilze
- Weinsorten, Mineralien und andere anorganische Substanzen wie Erze, Steine und Erden.
Anders als die zuvor übliche alphabetisch oder nach äußerlichen Merkmalen geordnete Behandlung des gesamten Arzneistoffs verwendet Dioskurides erstmals eine Systematik nach der qualitativen Verwandtschaft, der medizinischen Wirksamkeit der einzelnen Arzneimittel (wobei auch magisches nicht fehlt). Vorbildcharakter für spätere Kräuterbücher bis in die frühe Neuzeit hatte mehr noch Dioskurides’ Methode der Pflanzenbeschreibung: der Name der Pflanze und Synonyme in der dakischen und thrakischen, manchmal auch in der ägyptischen und karthagischen Sprache, Herkunft, botanische Beschreibung, medizinische Eigenschaften, Zubereitung und Anwendung, gegebenenfalls auch Hinweise auf Lagerung, Aufdeckung von Fälschungen usw.
Nachwirkungen
Die Arzneimittelkunde des Dioskurides, in zahllosen, immer wieder neuen Bearbeitungen, Paraphrasen und Übersetzungen (lateinisch, syrisch, arabisch, englisch, hebräisch, türkisch und mehr) verbreitet, behauptete für über 1.600 Jahre uneingeschränkt ihre autoritative Geltung in Abendland und Orient auf dem Gebiet der Pharmazie, der Pflanzen- und Drogenkunde und ist als eines der einflussreichsten Werke in der Geschichte der Medizin und Pharmakologie überhaupt zu betrachten. Der Aufstieg der organischen Chemie im 19. Jahrhundert verdrängte seine Nutzung auch aus der Alltagspraxis von Kräuterkunde, pharmazeutischer Herstellung und Anwendung.
Eine Reihe der alten Manuskripte von De Materia Medica sind erhalten geblieben. Die berühmteste davon ist der reich illustrierte Wiener Dioskurides, der 512/513 n. Chr. in Konstantinopel entstand. Aus dem 12. und 13. Jahrhundert sind illustrierte arabische Kopien erhalten, während griechische Manuskripte heute in den Klöstern des Berges Athos erhalten sind.
Natürlich sind nicht alle der knapp 800 Pflanzen eindeutig zuzuordnen. Aber ein umfangreiches Werk ist uns erhalten geblieben und kann online in verschiedenen Quellen angeschaut werden.
Zu Ehren von Dioskurides benannte Carl von Linné die Gattung Dioscorea, zu der auch die Yamswurzel gehört, nach ihm.
https://buecher.heilpflanzen-welt.de/Dioskurides-Arzneimittellehre/
https://publikationsserver.tu-braunschweig.de/receive/dbbs_mods_00000876